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Evaluationskriterien für die nachhaltige öffentliche Beschaffung von Open Source Enterprise Web Content Management Systemen

Abschlussarbeit des CAS ICT-Beschaffungen an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern:

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Zusammenfassung

Als Bürger erwartet man von den Behörden, dass Steuergelder sinnvoll und «nachhaltig» eingesetzt werden. Deshalb versucht das Beschaffungsrecht auf den Ebenen Bund, Kanton und Gemeinden sicherzustellen, dass je nach Volumen Aufträge von mehreren Anbietern offeriert werden müssen. Durch den dadurch entstehenden Wettbewerb soll der Anbieter mit dem wirtschaftlich besten Angebot gewinnen. Zudem sieht das Beschaffungsrecht auf Bundesebene vor, dass eine Beschaffung «nachhaltig» sein soll. Dieser Anspruch soll mit der im Sommer 2019 gestarteten Revision noch verstärkt beachtet werden.

Die Nachhaltigkeit in digitaler Hinsicht wird v.a. durch Parldigi (Parlamentarische Gruppe Digitale Nachhaltigkeit) mit diversen Vorstössen im Parlament gefördert. Neben der Förderung des Wissensaustausches soll der Fokus auf Open Source gelegt werden. Dies, weil nur Open Source Software (OSS) quelloffen ist, von Anbietern unabhängig machen kann und bezüglich der Lizenzen mehr Freiheiten schafft. OSS verhindert den «Vendor Lock-In»-Effekt und ermöglicht erst Synergien zwischen den öffentlichen Institutionen.

Die Arbeit zeigt auf, dass OSS inzwischen absolut «salonfähig» ist und die Verbreitung laufend zunimmt. Im Businessprozess setzt man aber nach wie vor auf proprietäre Software, weil es sich um «Quasi-Standards» handelt. Sehr mutig war der interviewte Kanton Solothurn, welcher bis 2010 versuchte, komplett auf OSS umzustellen; auch im Desktop-Bereich. Das Vorhaben scheiterte aufgrund der zahlreichen Fachanwendungen, welche nur für Windows existieren. Im Web- und CMS-Bereich setzt man auf OSS; die weltweit am meisten verbreiteten CMS sind Open Source. Dazu gehören auch die untersuchten Enterprise CMS Drupal und TYPO3, welche sich v.a. für grössere Verwaltungen eignen.

Die Beschaffung beider CMS kann als «nachhaltig» betrachtet werden, denn sie werden von einer weltweiten Community aktiv weiterentwickelt und es gibt zahlreiche potentielle Anbieter. Es gibt regelmässige (Sicherheits-) Updates, unzählige pfannenfertige Erweiterungen inklusive Dokumentation und man findet Support in diversen Foren, Blogs und durch zahlreiche Integratoren. Auch bieten beide CMS Zertifizierungen an, anhand derer das Know-how von Anbietern besser eingeschätzt werden kann. Beide Systeme sind schon länger auf dem Markt, wurden aber den aktuellen Technologien und modernen Software-Entwicklungsmethoden angepasst.

TYPO3 eignet sich besser für den Einsatz in einer öffentlichen Verwaltung, wenn einzelne Bereiche von unterschiedlichen Redaktoren gepflegt werden müssen. Auch bildet TYPO3 Strukturen besser ab und ist bei mehrsprachigen Websites übersichtlicher. Diese für grössere Verwaltungen wichtigen Funktionen stehen bei TYPO3 «Out of the Box» bzw. im Core zur Verfügung und müssen nicht nachgerüstet werden. Dies reduziert den Aufwand und die Risiken bei einem grösseren Update.

Der Unterhalt und die Wartung beider CMS darf nicht unterschätzt werden. Dank Open Source kann man jedoch von der aktiven Community profitieren, welche kostenlos Updates des Systems und auch der Erweiterungen zur Verfügung stellt; wenn auch nicht immer zeitgleich zur Veröffentlichung der nächst höheren Major-Version. Dennoch profitiert eine öffentliche Institution vom ersten Tag an von OSS, da Lizenzkosten komplett wegfallen und das Geld vollumfänglich in die Weiterentwicklung der Website und Wartung des CMS investiert werden kann. Dadurch profitiert auch der Steuerzahler von einem besseren Investitionsschutz und dem «nachhaltigeren» Einsatz seiner Steuergelder.

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